27.08.2021

Nachruf auf Jürgen Leschke

Am 26.08.2021 verstarb Jürgen Leschke, Lehrbeauftragter für Gesang, im Alter von 59 Jahren und nach 32 Jahren der Lehre am Institut für Musik und Musikwissenschaft. Hier ist ein Nachruf seines Schülers und Freundes Jonas Gansau zu lesen.

"Wer?", lautete häufig die Frage eines Schülers, wenn Jürgen ansagte: "Werners Geliebte!". Damit bat er scherzhaft darum, doch die Noten von Beethovens An die ferne Geliebte aus der Tasche zu kramen, um damit den Unterricht zu beginnen. Es gab Unterrichtsstunden, in denen wir uns lachend kaum auf das Erarbeiten des vorliegenden Stücks konzentrieren konnten, weil mir Jürgen versuchte beizubringen, dass der Text von Schuberts Ständchen, "Leise flehen...", von mir gesungen doch eher klinge wie "Läuse, Flöhe".

In vielen Unterrichtsstunden - wenn die Stimme nicht mitmachte oder uns nur danach war - setzten wir uns an den Tisch in der Übezelle und sprachen über die Interpretation des zu erarbeitenden Liedes, darüber, was gerade am Institut vor sich ging oder lästerten ein bisschen vor uns hin. Probten wir bei ihm zu Hause, sprachen wir anschließend auch mal bei einem Gläschen Rotwein über das, was uns gerade umtrieb.

Jürgen erzählte mir viel über seine Zeit beim WDR Rundfunkchor und von seinem Studium bei Ingeborg Reichelt. Seine Erzählungen von diesen Zeiten haben mich damals derartig begeistert, dass ich meine Zukunftspläne ähnlich ausrichten wollte. Auch lag es an seiner Art des Erzählens, dass mich seine Geschichten faszinierten. Jede kleine Anekdote hatte Klimax und eine von herzlichem Lachen begleitete Pointe. Seine Arbeit als Chorleiter erfüllte ihn ebenso mit so viel Freude, dass ich mich darauf hin, von seinen Erzählungen animiert, auch als Chorleiter versuchte.

Nach anstrengendem Erproben neuen Repertoires in seinem Arbeits- und Musikzimmer gingen wir auch gerne in den Garten, um zu sehen, wie es den Hühnern ging. Ab und zu war eines ausgebüchst oder ein anderes brütete gerade. Es machte mir viel Freude zu sehen, wie viel Freude er wiederum mit seinem Hühnerstall und dem selbstgebauten Außengehege hatte.

Wenn ich mich an Jürgen erinnere, denke ich gerne an seinen 55. Geburtstag, an dem ich gemeinsam mit meinem a-cappella-Quartett auf seiner Terrasse einige Lieder sang und er sich unter Freudentränen dafür bedankte. Oft singe ich während des Einsingens mit Gedanken an ihn auch gerne "Momomom mit ganz viel M".

Ich bin sehr stolz darauf, sein Schüler gewesen zu sein und auch darauf, dass er sich mir als Freund anvertraut hat. Für meine Zukunft als Sänger und Chorleiter wird Jürgen immer einen ganz besonderen Platz bei mir haben.