Forschungsprojekte


  • Experimental Concert Research (Fokus: Klassik)

    Beteiligte: Prof. Dr. Hauke Egermann, Martin Kreuzer

    Schon seit Jahren wird in den Feuilletons und der Kulturbranche von einer „Krise“ des klassischen Konzerts berichtet. Die Zuschauer*innenzahlen sinken und jene, die Konzerte besuchen, werden durchschnittlich immer älter. Das Experimental Concert Research Projekt setzt an dieser Problematik der Kulturbranche an und trägt durch die Identifizierung der Einflussstärke einzelner Konzertattribute und einer elaborierten Messung des Konzerterlebens zur Lösung bei.

    Methodologisch verbindet es, in einer Konzertreihe von elf Konzerten, Befragungen zur Hörer*innenschaft und deren Konzerterleben mit der Erhebung physiologischer Daten während eines Konzerts, um die ästhetische Erfahrung in einem Live-Konzert mit klassischer Musik und mögliche beeinflussende Faktoren zu bestimmen. Zusätzlich werden im gleichen Setup Studien zur Synchronie im Publikum sowie zu Hörmodi der einzelnen Zuschauer*innen u.a. durch die Analyse von Gesichtsausdrücken bzw. Einzelaufnahmen des individuellen Verhaltens während des Konzerts durchgeführt, die weiteren Aufschluss zu sozialen und kultursoziologischen Komponenten des Konzerterlebens liefern. Möglich wird das Projekt – das durch die Volkswagenstiftung großzügig gefördert wird (Fördersumme: 1,5mio) – durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen (Musikwissenschaft, Kultursoziologie und Psychologie) mit einem Konzertdesigner, Ingenieur*innen und IT-Spezialist*innen aus verschiedenen Ländern.

    Weitere Projektbeteiligte:

    Prof. Dr. Martin Tröndle (Projektleitung), Zeppelin Universität

    Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann, Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

    Prof. Dr. Wolfgang Tschacher Psychiatrische Universitätsklinik UPD, Bern

  • Live-Erleben im Rock- und Popkonzert

    Live-Erleben im Rock- und Popkonzert

    Promotionsprojekt von Maren Hochgesand

    Musik bewegt. In diesem Promotionsprojekt geht es um das Live-Erleben des Publikums in Konzerten im Bereich  sogenannter populärer Musik. Hierbei liegt das Interesse insbesondere auf dem Phänomen des Entrainments, dem synchronen Bewegen zu Musik, das sich durch Mitwippen oder Tanzen äußern kann. Wer bewegt sich zur Musik? Wie wirkt sich dieses Entrainment auf das Konzerterleben aus? Wie lässt sich das soziale Erleben eines Konzerts beschreiben? Hierbei sollen unter anderem Wirkungen auf die soziale Bindung unter den Menschen im Publikum genauer untersucht werden.
    Im Gegensatz zu „klassischen“ Konzerten ist das Erleben des Publikums in einem Rock- oder Popkonzert bisher kaum untersucht – diese Lücke wird mit dem Projekt geschlossen. In einer ersten Pilotstudie konnte im Juli 2022 im Rahmen eines studentischen Konzerts das Erleben von insgesamt 43 Personen mittels Fragebögen und physischer und physiologischer Messungen erfasst werden. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für Folgestudien.

  • Hintergrundmusik in den Medien als Instrument „taktvoller“ Persuasion

    Hintergrundmusik in den Medien als Instrument „taktvoller“ Persuasion

    Verantwortliche: Dr. Ann-Kristin Herget


    In der Praxis besteht darüber kaum Zweifel: Egal ob Film, Werbung oder Dokumentation – den Feinschliff erlangt ein Medienformat häufig erst durch final hinzugefügte Film- oder Hintergrundmusik. Sie soll Rezipierende aufmerksamer und empfänglicher für Emotionen machen, unterhalten, gezielt Erinnerungen wecken oder auch zum Kauf von Produkten überzeugen. 

    In der empirischen Forschung konnten diese positiven Effekte von Musik lange jedoch nicht zweifelsfrei abgebildet werden. Erster Schritt im Forschungsprojekt war, Faktoren zu ermitteln und empirisch zu testen, die beeinflussen, dass Hintergrundmusik in audiovisuellen Medienformaten prognostizierbar die ihr zugesprochenen positiven Funktionen erfüllt. Als besonders wichtiger Faktor zeigte sich dabei etwa eine interdisziplinäre Herangehensweise – d.h. in der Forschung sollten Spezifika von Musik- und Medienkontext möglichst immer gleichberechtigt beachtet werden. Ebenso dürfen praktische Implikationen nicht außer Acht gelassen werden: Auch in Experimenten muss audiovisuelles Stimulusmaterial professionellen Praxisstandards genügen. Die bisherigen Studien zeigen, dass eine zum Medienformat besonders sorgfältig nach bestimmten Kriterien ausgewählte Hintergrundmusik beispielsweise dazu führt, dass Werbungen effektiver wirken, dass Rezipierende in Dokumentationen mehr lernen und dass Musik in Filmszenen nicht nur Emotionen auslösen, sondern ganz gezielt die Interpretation des Filmgeschehens beeinflussen kann.

    In einem zweiten Schritt soll untersucht werden, welches gesellschaftlich positive Potential in der persuasiven Wirkung von Hintergrundmusik liegen kann. An Medien wird häufig die Aufgabe herangetragen, gesellschaftlichen Wandel zu stützen oder sogar zu initiieren. Durch die Auswahl und spezifische Darstellung von Nachrichten, durch Dokumentationen mit klarer Botschaft oder auch Werbung mit sozialer Intention sollen Medienrezipierende zum Nachdenken angeregt und zu gewünschten Verhaltensweisen motiviert werden. Welche Rolle kann Hintergrundmusik dabei spielen?